UNSCHULD
Dea Loher
Was für ein wundersamer, würdevoller Reigen! Getragen von Schuberts „Ave Maria“ schweben, den Figuren eines alten Glockenspiels gleich, die Akteure an den Blicken der Zuschauer vorbei. (...) Allmählich schält Kreutzfeldts versierte Personenregie immer klarere Charaktere und ausdrucksstarke Bilder aus Lohers verschlungenen Texten. Da ergeben sich Verdichtungen unter den Szenen und Verbindungslinien zwischen Gestalten, die allesamt vom Dasein schräg ins Leben gestellt scheinen – ob schuldig oder unschuldig. (...) Am Ende: Wiederum Schuberts „Ave Maria“. Fast schließt sich der Kreis und doch ist nicht alles vollendet. Manche Träume enden, manche Sehnsüchte bleiben unerfüllt, die Tugend der Unschuld scheint noch unerreicht. Noch hängt also der Nebel von Dea Lohers bitterer Traurigkeit über den Geschichten. Doch Malte Kreutzfeldt vertreibt ihn, zumindest teilweise, mit warmherzigem Humor. Im Ganzen aber fügt seine Inszenierung ein bizarr anmutendes Kaleidoskop zu einem faszinierenden Mosaik zusammen: glitzernde Farben zwischen Resten von dunklen Rätseln. Zum Schluss: Beifall vom Feinsten.
Christoph Munk :: 23. April 2017 | ungekürzt ansehen
Lohers tragisch-scharfer Weltentwurf, der aktueller nicht sein könnte: Kreutzfeldt zeigt ihn derart überzeugend, dass dem Zuschauer mehr als einmal der Atem stockt.
Oda Ebel :: SHZ 24. April 2017 | ungekürzt ansehen
(...) Bald wird eine Frau vor das Becken treten, ihre Kleider ablegen und sich darin ertränken. Ihr unnatürlich gekrümmter Körper bleibt in den ersten Szenen präsent in der Kieler Inszenierung, für die Malte Kreutzfeldt starke Bilder gefunden hat. Später wird eine andere Frau in dem gläsernen Becken den Tod finden, und irgendwann ist das anfangs so klare Wasser getrübt von den Spuren ihrer Körper - traurige Reste aufgegebener Leben. (...) Schauspielerisch brilliant präsentiert sind diese Miniaturen um den Sehnsuchtszustand der längst verspielten Unschuld.
Sabine Tholund :: KN, 24. April 2017 | ungekürzt ansehen
mit Marco Gebbert (Fadoul), Felix Zimmer (Elisio), Claudia Friebel (Rosa), Nurit Hirschfeld (Absolut), Yvonne Ruprecht (Frau Habersatt), Jenny Böhm (Mutter), Christian Kämpfer (Vater), Rudi Hindenburg (Franz), Claudia Macht (Frau Zucker), Marius Borghoff (Helmut), Magdalena Neuhaus (Ella).
Schlagzeug Björn Lücker
Regie & Bühne Malte Kreutzfeldt | Kostüme Christine Hielscher | Dramaturgie Jens Paulsen | Photos Olaf Struck, bildwerkberlin