DER THEATERMACHER
THOMAS BERNHARD
BÜHNENKUNST AM BLUTWURSTTAG
Das Stück, in dem der Autor Darsteller- und Zuschauerebene raffiniert miteinander verwebt, hat eine fesselnde Premiere erlebt, getragen von einer grandiosen Vorstellung Norbert Wendels in der Titelrolle. Das Theater wird zum Dorfgasthof, Darsteller zu staunenden Zuschauern und die Besucher zu Statisten. Bei all dem hält Hauptdarsteller Norbert Wendel sein Spiel so fein und nuancenreich, dass deutlich wird, dass das Verächtlichmachen der anderen aus dem Selbsthass entspringt, aus der allgegenwärtigen Angst vorm Scheitern. Kreutzfeldt, der auch für das Bühnenbild verantwortlich zeichnet, zeigt mit einer schrägen Drehscheibe von Anfang an, wie wacklig die Plattform ist, auf der Bruscon agiert, wie wenig gesichert ein Erfolg seiner Bemühungen. Und er setzt die Raffinesse von Bernhards boshafter Theater-Reflexion gekonnt ins Bild.
LZ :: 31. Januar 2017 | ungekürzt ansehen
So naiv ist Bruscon nicht, zu glauben, seine Kunst könne hier im Sinne der Aufklärung erhellen. Zweifel überkommen ihn, ist doch Dargestelltes Verlogenes und das Theater nichts als Perversion. In dieser Absurdität vermischen sich Theater und Realität. Der Zuschauer taucht in die verworrene Gedankenwelt zwischen Größenwahn und Zweifel. Dass Bruscon am Ende als Napoleon auftritt zeigt noch einmal mehr, wie sehr Genie und Wahnsinn beieinander liegen.
Aktuell :: 4. Februar 2017 | ungekürzt ansehen
mit Norbert Wendel (Bruscon), Hubertus Brandt (Feruccio), Marie-Luisa Kerkhoff (Sarah), Kerstin Klinder (Agathe), Holger Tessmann (Wirt), Natascha Mamier (Wirtin), Karoline Stegemann (Erna).
Bühne und Musik Malte Kreutzfeldt | Kostüme Anke Wahnbaeck | Dramaturgie Dr. Christian Katzschmann | Photos Kerstin Schomburg